Dienstag, 10. Juli 2007

Videos: Beutelwolf bzw. Tasmanischer Tiger



Video "Last Tasmanian Tiger, Thylacine, 1933" von Youtube

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Video "Last Tasmanian Tiger, Thylacine, 1933" von Youtube

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Leseprobe aus der CD-ROM "Nessie. Das Monsterbuch" des Wissenschaftsautors Ernst Probst:

Beutelwölfe

Der offiziell seit den 1930-er Jahren als ausgestorben geltende Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus) – zu deutsch „hundsköpfiges Beuteltier“ – soll in Wäldern Tasmaniens immer noch existieren. Angeblich findet man von diesem hundeähnlichen Tier, das auch Streifenhund, Tasmanischer Tiger, Zebrahund oder Zebrawolf genannt wird, immer wieder Pfotenabdrücke oder hellbraune Fellbüschel oder sichtet es sogar.

Der Beutelwolf ist nicht mit Hunden oder Katzen verwandt, sondern das größte bekannte fleischfressende Beuteltier auf der Erde. Auf den ersten Blick sieht er mit seinen 13 bis 19 dunkelbraunen Bändern im hellbraunen oder fuchsfarbenen Fell wie ein seltsam gestreifter Hund aus. Doch er hat einige anatomische Merkmale, die kein Hund besitzt.

Beutelwölfe erreichten von der Nasenspitze bis zum Schwanzende eine Länge bis zu 1,80 Metern und eine Schulterhöhe bis zu 58 Zentimetern. Ihr Kopf war langgestreckt und trug sehr kleine, dreieckige Ohren. Im Kiefer, den sie bis zu 180 Grad aufreißen konnten, befanden sich 46 Zähne. Die Augen waren sehr dunkel und wirkten sanft.

Der Wurf der Beutelwölfe lag bei zwei bis vier Jungtieren, die – wie bei Beuteltieren üblich – in einigen Zeitabständen geboren wurden und im Beutel der Mutter aufwuchsen, in dem sich zwei Milchzitzen befanden. Der Schwanz der Beutelwölfe erlaubte kein Wedeln wie bei Hunden, sondern nur vertikale Bewegung wie bei den Kängurus.

Ihre extrem gewinkelten Hinterläufe gestatteten den Beutelwölfen – im Gegensatz zu Wölfen – keine Sprints. Offenbar jagten sie in gemächlichem Trab. Zu den Beutetieren der Beutelwölfe gehörten Kängurus, kleine Säugetiere und Vögel. Nach der Besiedlung Tasmaniens durch Menschen kamen Schafe und Ziegen dazu.

Auf dem Australischen Festland und auf Neuguinea starben die Beutelwölfe bereits vor etwa 2000 bis 4000 Jahren aus. Als 1803 die ersten Europäer Tasmanien besiedelten, sollen dort die Beutelwölfe bereits selten gewesen sein. Ihr damaliger Bestand wird auf etwa 1500 bis 2000 Tiere geschätzt.

Ab 1820 gewann die Schafzucht auf Tasmanien zunehmend an Bedeutung. Ihretwegen dezimierte man die Kängurus, die Nahrungskonkorrenten für die Schafe waren. Weil die Beutelwölfe manchmal auch Schafe und Lämmer rissen, wurden 1830 erstmals Belohnungen für tote Beutelwölfe ausgesetzt.

Der typische Lebensraum der Beutelwölfe auf Tasmanien verschwand immer mehr: Trockene Baumsavannen und lichte Wälder wurden von den Schafzüchtern zunehmend in Weideflächen umgewandelt. Der Naturforscher John Gould warnte 1863, wenn die verhältnismäßig kleine Insel Tasmanien stärker bevölkert sein werde, würden sich die Bestände der einzigartigen Beutelwölfe rasch verringern.

Zwischen 1886 und 1909 zahlte man auf Tasmanien mehr als 2000 Prämien für erlegte Beutelwölfe. Bis 1905 wurden jedes Jahr nur noch etwa 100 tote Tiere abgeliefert, doch 1909 gab man die letzte Prämie aus. Vielleicht hatte eine Seuche die verbliebenen Beuteltiere so dezimiert, dass sich deren Bestände nicht mehr davon erholten.

Am 13. Mai 1930 schoss ein junger Farmer namens Wilfried Batty im Nordwesten Tasmaniens den letzten freilebenden Beutelwolf. Zu spät erkannte man auf der Insel, wie schlecht es bereits um den „Tasmanischen Tiger“ bestellt war. 1930 wurden die Beutelwölfe während ihrer vermuteten Fortpflanzungsperiode teilweise unter Schutz gestellt, 1936 sogar vollständig.

Der letzte in Gefangenschaft lebende Beutelwolf namens „Benjamin“ starb am 7. Dezember 1936 im Beaumaris-Zoo von Hobard. Dieser Zoo hatte einen regen Tauschhandel mit Beutelwölfen betrieben und im Laufe der Zeit weltweit mindestens 68 Tiere abgegeben. Auch in die Zoos von Berlin und Köln gelangten einige Beutelwölfe, wo sie damals wenig beachtet wurden.

1982 erklärte die „International Union for Conservation of Natur and Natural Ressources“ den Beutelwolf endgültig für ausgestorben. Ungeachtet dessen wurden bis 1995 auf Tasmanien etwa 400 und in Australien rund 2000 Sichtungen gemeldet. Der amerikanische Milliardär Ted Turner setzte eine Prämie von 100000 US-Dollar für denjenigen aus, der die Existenz des Beutelwolfes beweisen kann. Trotz dieser hohen Belohung fing man kein einziges Exemplar mehr.

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