Donnerstag, 27. November 2008

Überfischung: Rettung für die Könige der Meere?

Wegen des Sushi-Wahns kann die großen Roten Tunfische wohl nur noch die Zucht in Meeresfarmen retten.

Aus: Spektrum der Wissenschaft, Dezember 2008

Die größten Tunfischarten drohen auszusterben. Die Bestände der drei Meter langen Kolosse, die ein besonders dunkles Fleisch liefern, sind in wenigen Jahren vielerorts auf weit unter ein Zehntel geschrumpft. Schuld ist die japanische Fischdelikatesse Sushi. Die Nachfrage treibt die Preise in extreme Höhen, auf Kilopreise oft von weit über 100 Euro. Das wiederum weckt die Begier der Fischereiindustrie. Die offiziellen Fangquoten sind nach Meinung von Meeresforschern ohnehin schon viel zu hoch angesetzt. In selber Menge werden die Fische zusätzlich noch illegal aus dem Meer gezogen.

Der illegalen Fischerei Heer zu werden scheint aussichtslos. Deshalb plädieren inzwischen selbst Tierschützer für die Zucht in Gefangenschaft. Letztlich bedeutet das, Tunfische zu domestizieren. Doch die sensiblen Meerestiere in Farmen zur Fortpflanzung zu bringen gilt als Herausforderung. Auf Nahrungssuche und zum Ablaichen durchqueren die großen Tunfische in ein paar Wochen ganze Ozeane. Welche Fortschritte es beim Aufbau von Tunfisch-Zuchtstationen gibt, schildert der amerikanische Meeresbiologe Richard Ellis vom American Museum of Natural History in New York in der Dezemberausgabe von „Spektrum der Wissenschaft“.

Bisher sammeln Tunfischfarmer Jungtiere noch vor ihrer Geschlechtsreife ein und mästen sie bis zur Schlachtgröße – Nachwuchs gibt es dabei keinen. Im Mittelmeer werden so die Bestände fast komplett abgefischt. So gut die Idee der Domestizierung aber klingt – bislang war sie nicht durchführbar. Ein südaustralisches Unternehmen ist deshalb schon so weit gegangen, den Tunfischen in riesigen Bassins maßgeschneiderte Bedingungen zu bieten: zum Beispiel mit Licht, Temperatur und einer Strömung, die sich nach den Tages- und Jahreszeiten richten.

Einen eher medizinischen Ansatz verfolgt dagegen eine internationale Forschergruppe mit Beteiligung der Universität Düsseldorf. Mittels Hormonbehandlung ist es ihnen gelungen, im süditalienischen Mittelmeer gehaltene Tunfische zur Fortpflanzung zu bewegen. Eine große Anzahl Larven wird nun aufgepäppelt – ein Aufwand, der sich bei der Gewinnspanne ökonomisch lohnt. Dieser Ansatz bewährte sich auch bei den australischen Forschern. „Wer nicht möchte, dass der Thunnus thynnus ausstirbt“, sagt Richard Ellis, „wird sich wohl daran gewöhnen müssen, dass diese einzigartigen Fische zukünftig wie Schafe oder Kühe gehalten werden – als domestizierte Tiere.“