Donnerstag, 29. Januar 2009

Vulkanausbruch in der Eifel möglich

Ein verheerender Vulkanausbruch in der Eifel vor 12.900 Jahren löste neben Asche- und Gesteinsregen auch eine Flutkatastrophe aus – Wiederholung möglich.

Aus: Spektrum der Wissenschaft, Februar 2009

Der Laacher See, vierzig Kilometer südlich von Bonn und acht Kilometer westlich des Rheins gelegen, war gegen Ende der Altsteinzeit Schauplatz des schwersten Vulkanausbruchs der vergangenen 100.000 Jahre in Mitteleuropa. Etwa zwanzig Kubikkilometer Gesteinsmaterial wurden bis zu zwanzig Kilometer hoch ausgeschleudert, und ein dicker Ascheteppich legte sich über weite Teile Mittel-, Nord- und Südeuropas. In Kraternähe türmten sich die Auswurfprodukte mehr als 50 Meter hoch, die Landschaft östlich des Kraters, wo die Hauptmasse des Fallouts niederging, wurde unter einer meterdicken Bimsschicht begraben.

Doch überraschenderweise verursachte der Ausbruch auch eine Flutkatastrophe. Wie Cornelia Park und Hans-Ulrich Schmincke, Experten für den Eifelvulkanismus, in der Februar-Ausgabe des Magazins Spektrum der Wissenschaft berichten, staute das ausgeworfene Material den Rhein nördlich von Koblenz bis zu 27 Meter hoch zu einem gewaltigen See auf. Er überschwemmte nicht nur das Mittelrheintal, sondern auch noch weite Regionen südlich des heutigen Mainz und reichte vermutlich bis Mannheim. Noch während der Eruption brach der natürliche Damm wieder, worauf sich eine mehr als zehn Meter hohe Flutwelle rheinabwärts wälzte.

Die Hinweise auf den riesigen natürlichen Stausee entdeckten die Wissenschaftler zufällig in den Ablagerungen des Falloutgebiets. Dort fanden sie eine Schicht aus reinem Bims. Normalerweise enthält Fallout auch große Mengen an Gesteinsfragmenten, die beim Ausbruch vom Untergrund mitgerissen werden. Die gefundene Schicht konnte also nicht direkt bei der Eruption entstanden sein. Weil Bims leichter als Wasser ist, vermuteten die Forscher, dass das ausgeworfene Material auf einer Wasserfläche gelandet war, wo der Bims aufschwamm, während die Gesteinsbrocken absanken.

Später fanden sich weitere solche Bimsflöße, teils hoch oben auf den Hängen des Rheintals. Die detaillierte Untersuchung der Falloutschichten erlaubte es schließlich, die einzelnen Eruptionsphasen, die Aufstauung und den Zeitpunkt, an dem der Damm wieder brach, auf Stunden genau zu rekonstruieren.

Bis in die 1980er Jahre galten die rund 340 Vulkane in der Eifel als endgültig erloschen. Wie man heute weiß, hatten die Eruptionszyklen der bedeutendsten Vertreter jedoch teils regelmäßige Unterbrechungen von mehreren 10.000 Jahren. Demnach könnten auch dem Laacher-See-Vulkan weitere Ausbrüche bevorstehen. Zwar gibt es im Augenblick keine Hinweise auf eine bevorstehende Eruption, so die Wissenschaftler. Dennoch sei eine systematische, langfristige Beobachtung ratsam.