Sonntag, 3. Mai 2009

Ein Höhlenlöwenfund aus Leipzig


















Leipzig (natur-und-umwelt) – Zu den wenigen Fundorten von Löwen aus dem Eiszeitalter in Sachsen gehört Leipzig-Lindenthal. Dort kam bereits vor einem Jahrhundert in einer Sandgrube der halbe Unterkiefer eines Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) zum Vorschein. Dieser Fund wurde 1909 von dem Leipziger Geologen Johannes Felix (1859-1941) in den „Sitzungsberichten der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig“ erwähnt. Felix hatte sich durch die Bergung, Präparation und Aufstellung eines 1908 bei Borna entdeckten Mammuts einen Namen gemacht.

Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch „Höhlenlöwen. Raubkatzen im Eiszeitalter“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Unter den rund 100 Fundorten von Höhlenlöwen in Deutschland ist auch Wiedemar-Rabutz (Kreis Nordsachsen).

Aus Bayern kennt man 27 Fundorte von Höhlenlöwen, aus Nordrhein-Westfalen 21, aus Baden-Württemberg 15, aus Sachsen-Anhalt 10, aus Thüringen 8, aus Hessen 7, aus Niedersachsen 5, aus Rheinland-Pfalz 3, aus Brandenburg 3 und aus Sachsen 2. Unter den Großstädten, in denen Fossilien von Höhlenlöwen zum Vorschein kamen, sind Stuttgart, Wiesbaden, Leipzig, Hamburg und Berlin. Dagegen hat man im Saarland, in Schleswig-Holstein, in Bremen und in Mecklenburg-Vorpommern bisher keine Höhlenlöwen gefunden.

Nirgendwo auf der Erde sind mehr Zähne und Knochen von Höhlenlöwen geborgen worden als in der Zoolithenhöhle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in der Fränkischen Schweiz (Bayern). Ebenfalls einen Eintrag ins „Guiness-Buch der Rekorde“ wert ist Bottrop-Welheim, wo die ältesten Löwenspuren der Erde entdeckt wurden. Sie sind in der letzten Eiszeit zwischen etwa 35.000 und 42.000 Jahren entstanden.

Die frühesten und größten Löwen in Deutschland sind – Ernst Probst zufolge – die Mosbacher Löwen (Panthera leo fossilis) aus dem Eiszeitalter vor rund 600.000 Jahren gewesen. Sie sind nach dem ehemaligen Dorf Mosbach bei Wiesbaden benannt, wo man viele Reste von ihnen entdeckt hat. Diese Mosbacher Löwen erreichten eine Gesamtlänge von maximal 3,60 Metern, womit sie heutige Löwen in Afrika um rund einen halben Meter übertrafen. Aus ihnen sind vor da. 300.000 Jahren die bis zu 3,20 Meter langen Höhlenlöwen hervorgegangen.

Die im Eiszeitalter vor etwa 300.000 bis 11.700 Jahren lebenden Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) tragen eigentlich einen falschen Namen. Diesen verdanken sie dem Umstand, dass ihre Knochenreste häufig in Höhlen entdeckt wurden. In Wirklichkeit waren diese Löwen aber Tiere der Steppe, der Busch- und Waldtundra und in Gebieten mit Höhlen genauso verbreitet wie in Landschaften ohne Höhlen.

Anders als Höhlenbären und Höhlenhyänen haben Höhlenlöwen vermutlich nur selten Höhlen als Versteck aufgesucht. Wahrscheinlich kamen vor allem geschwächte, kranke oder alte Höhlenlöwen in solche natürlichen Unterschlüpfe und suchten dort Schutz oder einen ruhigen Platz zum Sterben. Womöglich dienten Höhlen auch als Unterschlupf für Löwinnen, die dort ihren Nachwuchs zur Welt brachten und in der ersten Zeit aufzogen.

Sogar in hochgelegenen alpinen Höhlen von Italien, Österreich und der Schweiz hat man Reste von Höhlenlöwen entdeckt. An erster Stelle ist hier die in etwa 2800 Meter Höhe liegende Conturineshöhle in Südtirol (Italien) zu nennen. Weitere Fundorte von Höhlenlöwen sind die Salzofenhöhle bei Grundlsee im österreichischen Bundesland Steiermark (2000 Meter Höhe), die Ramesch-Knochenhöhle in Oberösterreich (1960 Meter Höhe) und die Höhle Wildkirchli im Ebenalpstock des Säntisgebirges im schweizerischen Kanton Appenzell (ca. 1500 Meter Höhe).

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