Montag, 11. Januar 2010

Leseprobe aus dem Taschenbuch "Der Höhlenbär"












Bekannter Höhlenbären-Fundort: die Zoolithen-Höhle von Burggaillenreuth bei Muggendorf in der Fränkischen Alb (Fränkische Schweiz)

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Leseprobe aus dem Taschenbuch „Der Höhlenbär“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst:

Annähernd 99 Prozent der Höhlenbärenknochen sind in Höhlen oder seltener in Felsspalten, bei denen es sich möglicherweise um Relikte früherer Höhlen handelt, gefunden worden. Nur ausnahmsweise kamen solche Knochen auch anderswo, beispielsweise in Schottern, zum Vorschein. Trotzdem hat der Höhlenbär sein Leben nicht ausschließlich in Höhlen verbracht.
Der Höhlenbär war ebenso wie der Höhlenlöwe und die Höhlenhyäne kein nur im Dunkel unterirdischer Verstecke lebendes Tier, wie der Name vermuten lassen könnte, schrieb der Wiesbadener Wissenschaftsautor Ernst Probst in seinem Buch „Deutschland in der Urzeit“ (1986). Höhlen dienten dem Höhlenbären vor allem als Winterschlafplatz, Wurfplatz und Sterbelager. In der warmen Jahreszeit suchte der Höhlenbär bei Tageslicht im Freien nach Kräutern, Beeren und anderen Früchten und verschmähte auch kleine Säugetiere nicht, deren er habhaft werden konnte.
Die flachen und vielhöckrigen Backenzähne des Höhlenbären deuten darauf hin, dass er fast ausschließlich vegetarisch gelebt hat. Diese Annahme wird durch Erkenntnisse gestützt, die Wissenschaftler bei der Untersuchung von Bärenkot in der Salzofenhöhle im Toten Gebirge in Österreich gewannen. Demnach fraßen diese Bären Gräser und Wiesenpflanzen. Pollen bestimmter Pflanzenarten belegten sogar, dass die Höhlenbären auch den Honig wilder Bienen zu schätzen wussten.
Was die Paläontologen zunächst verblüffte, waren die riesigen Knochenansammlungen von Höhlenbären, die man in zahlreichen Höhlen fand. So wurden in der Drachenhöhle bei Mixnitz an der Mur in der Steiermark etwa 200 Tonnen Höhlenbärenknochen, die Überreste von mindestens 30.000 Individuen, geborgen und von Wissenschaftlern der Universität Wien untersucht. Den durch die Knochen und Fledermausexkremente stark phosphorisierten Höhlenlehm baute man zu Düngezwecken ab.
Auch in Deutschland gab es zahlreiche Fundplätze von Höhlenbären. Solche Reste wurden in Höhlen der Schwäbischen Alb, der Fränkischen Alb (Fränkische Schweiz), des Sauerlandes, des Bergischen Landes, des Lahn-Dill-Gebietes, der Eifel und des Harzes bekannt. Der Lehm der Bärenhöhle von Erpfingen auf der Schwäbischen Alb etwa wurde regelrecht mit Höhlenbärenknochen gespickt.
Bereits 1774 wurden in der Burggaillenreuther Zoolithenhöhle neben Vielfraß- und Menschenknochen auch Höhlenbärenskelette geborgen, die an Museen in aller Welt abgegeben wurden. In einem erst 1971 entdeckten Teil der Zoolithenhöhle fand man weitere unzählige Höhlenbärenknochen. Die in der Petershöhle bei Velden nahe Hersbruck (Mittelfranken) überlieferten Höhlenbärenüberreste dürften von schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Tieren stammen.
Weil es im Winter nur wenig pflanzliche Nahrung gab, mussten die Höhlenbären gleichmäßig temperierte Höhlen als Quartier nutzen. Trächtige Weibchen brachten während der Winterruhe ihre Jungen zur Welt. Dank der im Herbst gespeicherten Fettvorräte konnten sie ihren Nachwuchs in den ersten Wochen säugen.
Auffallend ist die ungemein große Variabilität der Knochenfunde dieser Tiere. Sie deutet darauf hin, dass die Individuen im Gegensatz zu denen der meisten anderen Arten sehr lokal gefunden waren und die Bestände untereinander wenig Kontakt hatten.
Erklärbar werden die zahlreichen Funde von Höhlenbärenknochen dadurch, dass die Höhlen von den Bären viele Jahrtausende lang immer wieder im Winter bewohnt wurden. Wenn zum Beispiel innerhalb von 10.000 Jahren im Durchschnitt alle zehn Jahre ein Höhlenbär in einer bestimmten Höhle starb, hätte man nach Ablauf dieser Zeitspanne rund 1.000 Skelette mit insgesamt mehr als 300.000 Einzelknochen finden müssen.

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