Mittwoch, 30. Januar 2013

Ein Ur-Fisch kehrt in die Donau zurück

Der Stör gilt in der bayerischen Donau seit langem als nahezu ausgestorben. Jetzt wird die über hundert Millionen Jahre alte Art in einem bundesweit einzigartigen Projekt in Ostbayern wieder heimisch gemacht.


Wöllershof (obx) - In der bayerischen Donau gilt er seit fast 100 Jahren als so gut wie ausgestorben, doch jetzt soll er wiederkehren: Der Stör ist das "Ur-Vieh" unter den Donau-Fischen, seine Art hat schon zu Zeiten der Saurier die Flüsse der Erde bevölkert. In einem deutschlandweit einzigartigen Projekt wird derzeit in Ostbayern die kleinste Stör-Art, der Sterlet, wieder in der Donau angesiedelt. Noch im Laufe dieses Jahres sollen die letzten von rund 24.000 einjährigen Sterlets in Nebenflüssen der Donau ausgesetzt werden.

Grundlage für die Wiederansiedlung des Störs in der Donau sind die einzigartigen Zuchterfolge mit der seltenen Fischart in Ostbayern. Im Teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb des Bezirks Oberpfalz in Wöllershof gelang schon in den 90er Jahren die weltweit erste erfolgreiche Züchtung von Stören in größeren Mengen. Gemeinsam mit dem Bayerischen Landesfischereiverband und dem Oberpfälzischen Fischereiverband arbeitet der Bezirk jetzt daran, die kleinste Stör-Art in Ostbayern wieder heimisch zu machen.

Tausende Sterlets wurden bereits in den Donau-Zuflüssen Regen, Naab und Schwarze Laber ausgesetzt. Alle Tiere sind mit Farbmarkierungen versehen, die Auskunft über Ort und Zeitpunkt ihres Einsetzens geben. Rund 60.000 Euro bringt der Bayerische Landesfischereiverband für die Wiedereinbürgerungsaktion auf. Der Bezirk Oberpfalz übernimmt den Besatz, die Dokumentation und die Auswertung des Artenhilfsprojekts.

Die Geschichte des Störs ist über 100 Millionen Jahre alt. Das sieht man dem "Ur-Vieh" bis heute an: gräuliche Knochenplatten, eine ungewöhnlich spitzes Maul und knöcherige Rückenhöcker kennzeichnen den Stör. Mehrere Arten des Urfisches lebten einst in der Donau. Darunter auch der Hausen, die mit bis zu acht Metern Länge größte Stör-Art. Bis ins Mittelalter wurde dieser "Donau-Wal" intensiv befischt, sein Fleisch galt als billige Nahrung. Heute kommt der Hausen nur noch im Bereich des Donau-Deltas vor.

Auch der Sterlet fiel als beliebter Speisefisch der intensiven Fischerei zum Opfer. Seit den 1920er Jahren gilt die kleinste Stör-Art im bayerischen Donaulauf als nahezu ausgestorben. Nur vereinzelt gehen Fischern noch Exemplare des streng geschützten Ur-Fisches ins Netz. In den bayerischen Breiten bringt der Sterlet bis zu drei Kilogramm auf die Waage und wird ungefähr einen halben Meter lang.

In Zukunft soll der Sterlet in Ostbayern wieder heimisch werden. Doch um festzustellen, ob die jetzt neu ausgesetzten Tiere sich tatsächlich vermehren, braucht es noch ein wenig Geduld. Nach etwa 3 bis 5 Jahren sind die Männchen und nach 7 bis 9 Jahren die Weibchen geschlechtsreif. Fischer, denen eines der Ur-Tiere ins Netz oder an den Haken geht, werden gebeten, sich bei der Fischereiberatung des Bezirks Oberpfalz zu melden.