Mittwoch, 25. Juli 2007

Forscher erklärt die Sintflut



Video "Tsunami" von Youtube

Wiesbaden (natur-und-umwelt) - Tsunamis zählen zu den verheerendsten Naturkatastrophen, mit denen der Mensch konfrontiert werden kann, denn ein mächtiger Tsunami kann seine zerstörerische Energie über Tausende von Kilometern weit mitführen oder sogar um den ganzen Erdball tragen. So wird ein Tsunami neuerdings als Auslöser für die biblische Sintflut vermutet.

In einem Erklärungsversuch werden die Geschehnisse der Sintflut auf die Explosion des Santorin und den nachfolgenden Tsunami in der Zeit der Minoer zurückgeführt. Dabei wird zusätzlich darauf hingewiesen, dass die Sintflutgeschichte den entsprechenden Sagen der Griechen und Kreter stark ähnelt und vermittelt durch die Küsten bewohnenden Philister von den Hebräern übernommen worden sein könnte. So führte im Jahre 1628 vor Christus eine Vulkanexplosion auf Santorin im gesamten östlichen Mittelmeerraum zu extrem hohen Flutwellen, was die Auslöschung der minoischen Kultur nach sich zog.

Der griechische Geophysiker A. G. Galanopoulos geht davon aus, dass die freigesetzte Energie beim Ausbruch des Vulkans auf Santorin um ein Vielfaches heftiger gewesen sein muss, als diejenige bei der Krakatau-Katastrophe im Jahr 1883. So schätzt Galanopoulos, dass der dabei erzeugte Luftdruck einer Energie entsprach, die bei der gleichzeitigen Explosion mehrerer hundert Wasserstoffbomben freigesetzt wird. Die Überreste des Santorinvulkans wurden mit einer 30 Meter starken Schicht glühender Asche bedeckt. Der Wind trug die Teile der Asche von Santorin über ein Gebiet von 200.000 Quadratkilometern, vor allem in Richtung Südosten, wo sie noch heute als mehrere Zentimeter bis einige Meter dicke Schicht auf dem Meeresgrund liegt. Der ausgehöhlte Berg stürzte 400 Meter in seinen Krater unter der Meeresoberfläche und sandte Flutwellen aus, die am Ausgangspunkt 1.500 Meter hoch gewesen sein müssen. Mehrere 30 Meter hohe Tsunamis krachten mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde gegen die Küste Kretas und überfluteten keine drei Stunden später das Nildelta. Die Flutwellen waren wuchtig genug, um noch den 1.000 Kilometer entfernten antiken Hafen Ugarit in Syrien zu überschwemmen. Zur Zeit des Santorinausbruchs war Griechenland von primitiven Stämmen bewohnt. Die Minoer jedoch, die in einem Dutzend Städten auf Kreta und in einigen Siedlungen auf Santorin und anderen Inseln lebten, verfügten bereits über eine weit entwickelte Zivilisation.

Ein Tsunami ist eine seismische Meereswoge, die überwiegend durch Seebeben, also „Erdbeben“ auf dem Meeresgrund, ausgelöst wird. Im Gegensatz zu den durch Wind ausgelösten Wellen breitet sich eine Tsunami-Welle in Abhängigkeit von der Wassertiefe mit extrem hoher Geschwindigkeit (500 bis 1000 km/h) über weite Entfernungen (1000 bis 20.000 km) aus und kann in Ufernähe auf beträchtliche Höhe (bis zu 30 m und mehr) ansteigen. Obwohl Tsunamis oft als Flutwellen bezeichnet werden, hat ihre Entstehung überhaupt nichts mit den tageszeitlichen Wechseln zwischen Ebbe und Flut zu tun. Während „normale Wellen“ nur oberflächlich auftreten – selbst bei stärkstem Orkan bleibt das Wasser in einer Tiefe ab etwa 20 m ruhig – steckt hinter der Bewegung eines Tsunamis die gesamte Wassersäule von der Meeresoberfläche bis zum Meeresgrund. Die daraus resultierende Energie ist entsprechend um Größenordnungen höher.

Vielfach wird angenommen, dass es bei einem Tsunami für Schiffe praktisch keine Rettung gibt. Doch weit gefehlt, denn auf dem offenen Meer mit Wassertiefen über etwa 100 Metern sind Tsunamis völlig ungefährlich. Sie sind so genannte Flachwasserwellen, da ihre Wellenlänge, die mehrere hundert Kilometer betragen kann, selbst in sehr tiefem Wasser, sehr groß gegenüber der Wassertiefe ist. Da die Wellenhöhe eines Tsunami auf offenem Meer niedrig ist – die Bandbreite reicht von wenigen Zentimetern bis zu etwa einem Meter – und zugleich die Wellenlänge lang ist, läuft der Tsunami unter einem Schiff so sanft durch, dass die Welle von Menschen auf dem Schiff nicht bemerkt wird.

Nähert sich die Tsunami-Welle einer Küste, dann macht sie sich zunächst oft durch eine starke ablandige Strömung bemerkbar. Manchmal werden hunderte Meter Küste kurzzeitig trockengelegt – auch für den Laien und Strandbesucher eines der wichtigsten Anzeichen für das Herannahen eines Tsunamis. Gleichzeitig wächst der kilometerbreite Wasserberg vor allem an flachen Küstenabschnitten deutlich in die Höhe und schiebt sich dann mit Urgewalt auf das Land. Danach entsteht ein enormer Sog zurück zum Meer, der wiederum vieles mitreißen kann. Oft bestehen solche Tsunamis aus mehreren Wellen, die in großem Abstand aufeinander folgen und so noch gefährlicher werden.

Quelle: Rolf Froböse: „Wenn Frösche vom Himmel fallen – die verrücktesten Naturphänomene“. (Wiley-VCH, 2007). Jetzt im Handel.
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